15 April 2016

Nich lang schnacken, Kopp in Nacken!

Dort wo ich herkomme, aus dem hohen Norden, da ist das ganz normal (also früher mal). Hier ein Schnäppi, da ein Schnäppi – son Doppelkorn geht immer. Da wo ich jetzt bin, in Bayern, ist das normaler. Nur geht es hier natürlich gesitteter zu. Statt in der kleinen Seemannskneipe wird in München eher mit Etikette gepichelt. Da sitzt man mittags in der Maximilianstraße und gönnt sich schön ein Gläschen Champagner oder zwei oder ein kühles Weißbier in der Wirtschaft. Die Orte sind übrigens zufällig gewählt. Gesoffen wird in ganz Deutschland, flächendeckend, da sind wir uns endlich mal einig wir Deutschen.

Alkohol ist ein großes Problem. Wo ich das her habe? Na aus den Medien jedenfalls nicht. Da kann ich mir golden beleuchtete Bier- und Fuselwerbungen aller Art ansehen. Stundenlang. Darauf erstmal ein Bier. Oder ein Glas Wein, haben wir noch Wein da? Das hab‘ ich mir verdient nach der ganzen Schufterei heute. Und überhaupt, was heißt hier Alkoholproblem? Ich bin doch kein obdachloser Assi von der Straße!

Ich will Euch jetzt nicht mit Statistiken langweilen oder mit den negativen Auswirkungen von dem jahrelangen Genuss eines Nervengiftes. Vielleicht sollte ich ein Bild von einer Säuferleber raussuchen, das schockt. Warum wird das eigentlich nicht auf Alkoholflaschen gedruckt? Geht doch bei Zigarettenschachteln auch. Hat übrigens schon total gut funktioniert, das mit den Ekelbildern. Nicht. Aber sind wir doch mal ehrlich, das will doch auch keiner sehen, so eine fiese aufgequollene Säufervisage auf der Flasche Moet. Da wir schon dabei sind, werden dann auch Bilder von stark adipösen Menschen auf Schokolade gedruckt? Egal, wir werden es wohl nicht erleben, dass hier mal eine sinnvolle Aufklärung erfolgt. Da ist es wahrscheinlicher, dass der Fleischesser irgendwann mit seinem Steak draußen neben dem Raucher im Regen steht, während sich drinnen im Warmen die Leute weiterhin ungeniert die Kante geben und Salat essen.

Alkohol ist ein Kulturgut und die Droge gehört zum guten Ton. Und weil es so schön ist, haben wir Volksfeste erfunden, die nur dazu dienen, sich mit Entschuldigung so richtig volllaufen zu lassen. Wiesn, Fasching, Jugendweihe – da muss man einfach ran. Keine Ausrede! Apropos Ausrede, sagt doch vor ein paar Wochen ein Kunde während der Ernährungsberatung zu mir: „Hast Du ein paar Ausreden für mich?“ Ich schaue ihn an und sage: „Was meinst Du?“ und er daraufhin: „Na Ausreden für meine Kumpels weil ich nicht mittrinke!“ Da muss also jemand, der keinen Alkohol trinken möchte, sich Ausreden einfallen lassen, damit seine Freunde ihn damit nicht aufziehen. Hallo?

Und jedes Jahr zur Wiesn laden wir die ganze Welt ein mit uns zu saufen. Weil wir so weltoffen sind und das beste Bier der Welt haben und für 11 Euro pro Liter auch gerne teilen. Da kotzt der Japaner neben dem Australier und alle haben sich lieb. Das kommt davon wenn man nicht hört, ich hab‘ dir doch gesagt das Bier ist stärker als bei euch zu Hause. Kannst wohl nichts ab, was? Wer sich zur Wiesn nicht frei nehmen konnte, hat zum Fasching in Köln auch noch eine Chance zum Massenbesäufnis zu erscheinen. Da werden auch keine Ausweise kontrolliert, da dürfen auch die Kleinen mitmachen. Schön. Was für die ganze Familie. Da kann man als Außenstehender beobachten, wie die Menschen sich zurückentwickeln. Für ein paar Stunden.

Ich habe ja nie verstanden, warum man sich so viele überflüssige Kalorien in flüssiger Form reinkippt. Gerade wenn ich einen Kunden/Kundin betreue, der/die abnehmen möchte, ist Alkohol doch wohl das Erste, was ich als Ernährungscoach streiche. Und dann kommt immer die beste Antwort: „Nein, also das geht nicht, ich will ja auch noch ein bisschen leben!“ Als hätten sie den Leibhaftigen gesehen weichen sie zurück und verziehen ihr Gesicht, als hätte man ihnen gesagt, sie dürfen kein Brot mehr essen. Dürfen sie auch nicht und wenn ich schon dabei bin, Obst ist auch gestrichen. Obwohl, die Vitamine können sie gut gebrauchen als Alkoholiker, da ist alles was extra auf das Mikronährstoffkonto eingezahlt wird irgendwann Gold wert. Alkoholiker, wie sich das anhört! Also das finde ich schon ein bisschen hart. Bloß weil ich regelmäßig jeden Tag ein oder zwei Bier oder Gläser/Flaschen Wein trinke, ich bitte dich. Und eigentlich hängen wir als Deutsche auch hinterher! Noch gibt es nicht nach jedem deutschen Essen in einer Wirtschaft gratis einen Korn zur Rechnung, oder? Ich finde da müssen wir nachbessern.

Hauptsache wir bleiben in jeder Gesellschaftsschicht dabei, die anderen Drogensüchtigen zu beschimpfen und angewidert zu verurteilen. Das gehört dazu! „Iiihhh, schau mal, der raucht! Der kifft bestimmt auch und isst kleine Kinder!“ Das sind Sachen, die finden wir nicht in Ordnung, die müssen mal gesagt werden! Wie assozial.

„Bestell‘ mir schon mal ein Bier mit! Ja natürliches ein großes, wir sind doch nicht in Köln.“ 



Diana Stark

Personal Trainerin & Leistungstrainerin A-Lizenz
Geschäftsführerin Elite Squad Personal Training
Dozentin für Fitnesstrainer B-Lizenz, Ernährungscoach  B- &A-Lizenz

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