Artikel Nr. 3: Vision, Emotion, Kalkulation – Finanzplanung im Personal Training. Nicht mehr und nicht weniger!
Viele (angehende) Personal Trainer haben die Vision eines erfolgreichen Trainers, der mit seiner Leidenschaft für Sport und dem Spaß am Umgang mit Menschen gutes Geld verdienen möchte. Das ist ein legitimer Ansatz und auch ein wichtiger Bestandteil der unternehmerischen Zielsetzung, der in der Geschäftsplanung u.a. mit Emotion und Motivation dargestellt werden muss.
Viele Personal Trainer haben dabei eine persönliche, aber jedoch unbegründete Vorstellung, welchen Stundensatz sie verlangen wollen. Und sie stellen diesen wichtigen „Kalkulationswert“ zu selten den eigenen privaten und betrieblichen Kosten gegenüber. Auch lässt in diesem Zusammenhang eine genaue Gewinnvorstellung oft vermissen und schon wirtschaftet man ins Ungewisse. Der Personal Trainer als Unternehmer benötigt eine genaue Übersicht seiner Kosten und ein unternehmerisches Verständnis für die daraus resultierende Honorar- und Gewinnkalkulation. Demnach muss genau von der anderen Seite her gerechnet werden. Auf Basis meiner Kosten, meines Gewinnzieles und meiner evtl. Steuerverpflichtungen aus dem Vorjahr muss ich gemäß meiner erwarteten Terminauslastung mein Honorar errechnen, um meine notwendigen Umsatzziele für das Geschäftsjahr planen und, viel wichtiger, realisieren zu können.
Diese gesamte Finanzplanung wiederum erstellt man nicht monatlich, sondern planmäßig für das kommende Kalender-Geschäftsjahr im Voraus, also von Januar bis Dezember. Das erste Geschäftsjahr beruht natürlich auf einer Prognose. Leichter wird es, wenn man bereits Zahlen und Erfahrungen aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr in die Jahresfinanzplanung einfließen lassen kann und dann auch muss.
Nachfolgend erhalten sie einen Überblick über die notwendigen Inhalte und Kalkulationen einer Finanzplanung im Personal Training. In der Summe sind es auch diese Inhalte, die in einer Businessplanung (z.B. für die Bank oder Partner etc.) finanziell dargestellt werden müssen, und ausreichen um gewinnorientiert die eigene Unternehmung Personal Training erfolgreich zu starten.
Erst wenn man seinen eigenen Stundensatz errechnet habe, kann man feststellen, ob man aufgrund der prognostizierten Terminauslastung seine Umsatzziele auch erreicht, d.h. mit dem Personal Training genug verdient, um die Kosten (privat und betrieblich) zu decken oder nicht. Dabei gilt ganz einfach: erwirtschaftet man weniger, macht man Minus, erwirtschaftet man mehr, erzielt man Gewinn!
Der eigene Stundensatz wird von folgenden kalkulatorischen Faktoren beeinflusst bzw. muss sich aus diesen herleiten:
Private Kosten der Lebenshaltung
+ betriebliche
Kosten Personal Training
+ Gewinnziel
+ Steuerschuld
aus dem Vorjahr (Einkommenssteuer)
= zu
erwirtschaftende Umsätze
Ein Beispiel:
€ 19.200 (€ 1.600
private Kosten pro Monat x 12)
+ €
9.600 (€ 800 betriebliche
Kosten pro Monat x 12)
+ €
7.500 Gewinnziel
+ €
1.200 Einkommenssteuer für
das Vorjahr)
= €
37.500 zu erwirtschaftende
Umsätze
Das Ziel eines jeden selbständigen Unternehmers muss es sein, einen maximalen Gewinn zu erwirtschaften. Der Gewinn stellt am Ende des Geschäftsjahres den Betrag dar, der übrig bleibt um investiert oder ausgegeben zu werden (für Dinge, die man sich schon immer leisten wollte), oder als Rücklage für schwache Umsatzperioden dient. Der Gewinn eben. Erfahrungsgemäß ist dies jedoch vielen frischgebackenen Personal Trainern nicht bewusst. Jeder Personal Trainer möchte ein gutes Geld verdienen und einen möglichst hohen Stundensatz erhalten. Viele verdienen dann vielleicht auch gut und erwirtschaften auch Gewinne. Sie tun dies jedoch nicht bewusst und selten wirklich geplant.
Wie kann ich nun meine notwendigen Stundensatz pro Training in diesem Zusammenhang errechnen. Es gilt bez. des eben genannten Beispiels so viele Termine zu einem bestimmten Stundensatz zu verkaufen, damit € 37.500 Umsatz erzielt werden. Die Berechnung erfolgt folgendermaßen:
Wie kann ich nun meine notwendigen Stundensatz pro Training in diesem Zusammenhang errechnen. Es gilt bez. des eben genannten Beispiels so viele Termine zu einem bestimmten Stundensatz zu verkaufen, damit € 37.500 Umsatz erzielt werden. Die Berechnung erfolgt folgendermaßen:
Tage
im Jahr
|
365
|
-
Wochenenden
|
40
|
-
Feiertage
|
5
|
-
Urlaubstage
|
25
|
=
Arbeitstage
|
295
|
-
Krankheitstage
|
15
|
=
Anwesenheitstage
|
280
|
-
Tage für Verwaltung, Buchhaltung, Organisation
|
24
|
-
Tage für Fachrecherche, Trainingsplanung etc.
|
12
|
=
Arbeitstage
|
244
|
-
Tage für Fortbildung
|
10
|
-
Tage Marketing, Klientenpflege, Akquise, Messen, Events
|
25
|
=
Arbeitstage gesamt
|
209
|
Ist-Auslastung
in Prozent / Tag (geschätzt = 3 von 5 mgl. Terminen)
|
60%
|
Produktive
Arbeitsstunden im Jahr (209 Tage x 3 h / Tag)
|
627
|
Gemäß dieser Prognose muss ich nun mit 627 Trainingsstunden
meinen Umsatz erreichen. Die Berechnung meines Stundensatzes ist nun sehr
einfach:
Gesamtumsatzziel € 37.500
./ Arbeitsstunden 627
Honorar / Arbeitsstunde € 59
Wir alle wissen, dass dies kein angemessener Stundensatz für
eine verantwortungsvolle Dienstleistung wie dem Personal Training darstellt und
man somit mehr für die einzelne Trainingseinheit verlangen kann und muss. Nun
erhöhen wir gemäß dem vorangegangenen Rechenbeispiel einfach mal unser
Gewinnziel um das Dreifache, auf € 22.500.
Demnach wäre nun folgender Stundensatz nötig, um den „neuen“
Umsatz zu erzielen:
Gesamtumsatzziel € 52.500
./ Arbeitsstunden 627
Honorar / Arbeitsstunde € 83
Nun wird deutlich, welche Gewinnziele bei einer Auslastung
von nur 3 Termine pro Arbeitstag nach Abzug aller Kosten und Steuerschulden,
mit einem adäquaten Stundensatz möglich sind. Natürlich ist dies abhängig von
den privaten und betrieblichen Kosten des Personal Trainers und damit von
seiner Lebensweise und seinem wirtschaftlichen Handeln im Berufsalltag.
Auch für den Verkaufserfolg ist das errechnete Honorar sehr
entscheidend. Man verkauft seinen Stundensatz erfolgreich, wenn er der inneren
Überzeugung für die Hochwertigkeit der Tätigkeit als Personal Trainer entspricht.
Ist man innerlich absolut davon überzeugt € 100 pro Stunden wert zu sein, dann
wird auch der potentielle Kunde dies akzeptieren. Wenn man nun aber zusätzlich
auf der eigenen unternehmerischen Kalkulation basierend mit dem Wissen in ein
Verkaufsgespräch geht, diesen Stundensatz existenziell und gewinnorientiert verlangen
zu müssen, dann verkauft man sich und seinen Tarif auf zwei Ebenen absolut
authentisch und aus innerer Überzeugung heraus, noch erfolgreicher.
Zusammengefasst ist es eigentlich einfach. Man errechnet
seine privaten Lebenshaltungskosten addiert die betrieblichen Kosten aus dem
Personal Training, legt ein Gewinnziel fest, holt beim Steuerberater Info über
seine Einkommensteuerschuld aus dem Vorjahr ein und erhält in der Summe dieser
Posten sein Umsatzziel für das folgende Geschäftsjahr. Nach Prognose der zu
erwartenden Trainingsauslastung lässt sich nun das notwendige Stundenhonorar
zur Erreichung des Umsatzzieles errechnen. In der Summe haben wir nun eine
Finanzplanung von ca. 4-6 Seiten Umfang, die über Erfolg oder Misserfolg
entscheiden kann. Man muss hierfür kein betriebswirtschaftliches Genie sein,
sondern sich lediglich mit Taschenrechner, einem weißen Blatt Papier und
Bleistift hinsetzen und rechnen…nicht mehr und nicht weniger!
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